Bericht

Erfahrungen beim Üben von Qigong

von Christiane Welk – 01.04.2003

Wir stehen im Kreis in einem angenehmen, ruhigen Raum und üben das Spiel der 5 Tiere. Stehen wie eine Kiefer – Zwei Bälle im Wasser halten – Tragen und Umfassen.

Noch sind zwar die Gedanken nicht gebändigt – doch Vertrautheit stellt sich ein. Ich spüre die Ruhe, die sich in meinem Körper breitmacht, Gelassenheit und Lockerheit, eine wachsame Präsenz und wohlige Wärme. Erinnerungen werden wach – an T’ai Chi (Lee-Stil), Zen-Meditation und Aikido, was ich vor vielen Jahren praktizierte.

Es tut mir gut, in den Ruhestellungen inne zu halten, meine Haltung wahrzunehmen und evtl. zu verändern. Ich genieße die „Einfachheit“ der Übungen und stelle fest, dass das Merken Arbeit ist. Ich spüre, wie beim Qigong die Aufmerksamkeit nach innen gerichtet ist und auf die Abläufe im Körper zielt, während beim T’ai Chi die Aufmerksamkeit mehr auf die äußere Form und Bewegung gerichtet ist.

Beim Qigong ist die Aufmerksamkeit nach innen gerichtet.Dieser Blick nach innen ist es, der mich fasziniert und mich in der Folge anders verstehen lässt, was im Körper passiert. Die Anpassung an den momentanen körperlichen Zustand, die Aufforderung die Übung entsprechend der eigenen Bedingungen auszuführen, der Wechsel von Ruhe und Bewegung, das Beachten des richtigen Maßes – der wiederkehrende Hinweis auf die 6 Schlüsselpunkte machen es mir leicht, die Übungen durchzuführen.

Ich kann meinen Anspruch nach Perfektion guten Gewissens beiseitelassen und die Übungen so durchführen, wie es jetzt gerade zu mir passt. Das erzeugt in mir eine Freude und Lust an der Bewegung, die ich lange nicht mehr so deutlich gespürt habe.

So übe ich das Spiel der 5 Tiere, wobei jedes Tier schon nach kurzer Übungszeit seine eigene Qualität bekommt.

Mein Lieblingstier ist der Kranich, dessen Weite und Leichtigkeit mich besonders anregen. Die Leichtigkeit auf der Basis eines festen Fundamentes, das beständige Öffnen und Schließen in den Bewegungen bewirken in mir Freude und Zuversicht und wie Prof. Jiao so schön schreibt:“...eine Ruhe, die aus der Zufriedenheit der Seele erwächst.

Auch der Hirsch gehört zu meinem bevorzugten Tier. Hier ist es die Aufrichtung und Streckung, die ich so schätze. Wenn ich ihn eine Zeitlang geübt habe, fühle ich mich durchaus im übertragenen Sinne ein Stückchen größer, leichter und kräftiger.

Und so geht es mir mit den anderen Übungen ebenso: Sie unterstützen mich darin, aus dem Alltag herauszutreten, meine Gedanken lösen sich von dem Alltäglichen, ich fühle mich frei und entspannt, habe Freude an der Bewegung und spüre die Leichtigkeit.

All das kann ich danach in den Alltag mitnehmen.



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